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Reinhold-Frank-Straße und Radverkehr?

Südabschnitt Reinhold-Frank-Str; Fotos: Heiko Jacobs
Anderswo klappt's besser, hier stehen praktisch alle über die Linie, die alte Trennung G/R noch erkennbar.
Kreuzung Sophientraße, frisch rot eingelegt, Trennung
Nutzungskonflikte im neu gepflasterten Abschnitt

In der Innenstadt geht’s voran — an ihrem Rand eher nicht, da klemmt es weiterhin.

Die Reinhold-Frank-Straße ist Teil dessen, was man vor ein paar Jahrzehnten als Innenstadtring bezeichnete: Zirkel/Schlossplatztunnel, Waldhornstr., Fritz-Erler-Str., Kriegsstr., Reinhold-Frank-Str., Moltkestr., alles außer den letzten zwei war vierspurig, daher stand auch hier ein vierspuriger Ausbau auf dem Plan. Das wurde zum Glück verworfen, Allee und Vorgärten, wichtige Puffer für die Anwohner, überlebten diese „gefährlichen Jahrzehnte“ der Ausbauplanung. Inzwischen sind auch andere Teile des Rings zurückgebaut auf zwei Spuren.

Jahrzehntelang ungeklärt blieb dadurch aber auch das Schicksal des Radverkehrs. Hätte man beim Ausbau alles platt gemacht, hätte man wohl auch (für damals) „großzügige“ Radwege planen können, so blieben sie weiterhin viel zu schmal.

Schon 2010 fragte die Fraktion der Grünen nach dem Radverkehr, unter anderem: „Wenn die Autos abschnittsweise bis etwa 20 cm in den Radweg hinein abgestellt sind, wie weit ragt dann ein Fahrrad in den Gehweg hinein?“ Die Antwort der Stadtverwaltung lautete: „Wenn ein Auto 0,20 m in den 1,30 m breiten westlichen Radweg abgestellt wird, ragt der Radfahrer, unter Berücksichtigung von 0,75 m Sicherheitsbereich zum parkenden Kfz und 1,00 m Verkehrsraum des Radfahrers, 0,65 m in den Gehweg hinein.“ Wie mag nur ein 60—70 cm breiter Radfahrer aussehen, der 65 cm in den Gehweg ragt, dabei aber immer noch auf dem Radweg führe? Eine ziemlich schräge Sache wäre das wohl ...

Auf zwei Lösungen kam man dann: Wenn der Radweg so schmal ist, dass der Radler eigentlich eh auf dem Gehweg fahren müsste, dann doch gleich zusammenwerfen! Also Linie am Anfang gelb durchge-x-t und die Schilder „getrennter Geh- u. Radweg“ gegen „gemeinsamer Geh- u. Radweg“ getauscht. Dass dieser „Taschenspielertrick“ zu Lasten der Fußgänger in der Praxis wegen der guten Erkennbarkeit der alten Trennung nicht viel ändert, sei's drum. Nachdem kurz danach ein Radfahrer an der Kreuzung Sophienstr., nun legal abseits der Radfurt fahrend, mit einem Auto zusammenstieß, wurde es im Kreuzungsbereich aber schnell wieder zurückgeändert (Bild). An einigen Stellen wurde inzwischen das Pflaster getauscht, die Trennung ist dauerhaft weg.

Die andere Lösung war die Hoffnung, dass die Anlieger freiwillig ihren Puffer gegenüber dem Verkehr schmälern, um mehr Platz für den Rad- und Fußverkehr zu bekommen. Das wollte niemand, nach rund 10 Jahren musste man nun das Scheitern dieser Hoffnung eingestehen.

Wieder stellten die Grünen im Frühjahr einen Antrag, nun auf Aufhebung aller Parkplätze in der südlichen Hälfte der Straße, denn die sind für viele heutige Autos zu schmal geworden, deswegen stehen sie an vielen Stellen deutlich über die Markierung hinaus und reduzieren damit noch mehr den sowieso zu geringen Platz für Fuß und Rad. Außerdem sollte das Parken in einigen Vorgärten unterbunden und in einem zweiten Schritt die Straße komplett umgeplant werden mit den Regelbreiten. Laut Stellungnahme der Stadt wären Regelmaße aber sehr raumgreifend. Statt heutiger 18 m mit Bestandsschutz wären 23 m inklusive Parkierung nötig, also auch Eingriffe in Baumbestand und Vorgärten.

Der Antrag sorgte natürlich für deutlichen Widerstand aus den Reihen der Autofahrer. Die CDU stellte den Gegenantrag, dass ein Neumalen des Trennstriches zu den Parkplätzen, mehr Kontrollen und Grünschnitt völlig ausreichen würden. Außerdem gäbe es für Radfahrer ja schon genügend Ausweichrouten während sie für Autofahrer alternativlos wäre und Bäume seien wichtig.

Die Fraktion FW/FÜR (Freie Wähler und Für Karlsruhe) machte einen Alternativvorschlag für eine komplett andere Verteilung von Fahrbahnen, Radwegen und Parken, dem ich aber keine Chancen einräume. Eine Idee des ADFC, leider nur aus einem Zwischenentwurf ihrer Stellungnahme, würde ich als realistischer ansehen.

Der VCD hat in seiner Stellungnahme auf die VwV-StVO hingewiesen: „Die Flüssigkeit des Verkehrs ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhalten. Dabei geht die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor. Ruhender Verkehr kommt hier nicht vor, der steht demnach an letzter Stelle noch hinter dem fließenden Verkehr und beide zusammen hinter der Verkehrssicherheit.

Die Bäume und Vorgärten sehen wir als erhaltenswert an, durchgehend breitere Rad- und Gehwege werden problematisch auch bei Wegfall von Parkplätzen, immerhin entfällt die Gefahr sich öffnender Autotüren und es schafft Abschnitte zum Überholen, das wäre schon ein hinreichender Grund, denn auch kleine Verbesserungen an unmöglichen Radwegen nützen!

„Um die Ecke“ (Gelände Kriegsstraße 200, das sich bis fast zur Sophienstraße zieht) läuft übrigens gerade ein Bebauungsplanverfahren, warum nicht dort noch eine Quartiersgarage einfügen? Und muss man in die Belfort- und Viktoriastraße abbiegen können? Dort könnte man die Spurenzahl reduzieren und Parkplätze verschieben.

In die Irre führt der CDU-Hinweis auf vorhandene Alternativrouten. Zum einen liegen an dieser Straße bzw. in deren Verlängerung Ziele und Quellen des Radverkehrs, auch diese brauchen eine sichere Führung. Zum anderen ist bei vielen potentiellen Alternativen noch viel im Argen, sie stehen teils noch nicht im nötigen Standard oder überhaupt zur Verfügung. Radverkehr ist zudem umwegempfindlich. Ein „Entweder-Oder“ wäre falsch, nur „sowohl als auch“ ist die richtige Lösung.

Heiko Jacobs

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/22

Stand des Artikels: 2022! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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